Page 5 - VISION 3 Digitalisierung in der Onkologie
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SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG IN DER ONKOLOGIE
Sowohl durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen als auch die zuneh-
mende Fülle an genomischer Information über den Tumor stehen Ärzten
und Wissenschaftlern eine große Menge an Informationen (Big Data) zur Ver-
fügung. Nun wird angefangen, diese Daten mit Hilfe mächtiger Computer-
systeme und künstlicher Intelligenz für Tumorpatienten nutzbar zu machen.
Der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) meinte dazu:
„Man kann Big Data nicht aufhalten, aber sehr wohl gestalten“.
In den letzten Jahrzehnten ist die Digitalisierung in der
Medizin deutlich vorangeschritten. In einem ersten Schritt
wurde angefangen, die klinischen Daten digital zu erfassen
und abzuspeichern. Ebenso Befunde, wie beispielsweise
die der klinischen Chemie oder der Pathologie, und Daten Abb.1
von klinischen Studien (EDC = Electronic Data Capture) sind Informationsexplosion der letzten Jahre
nach und nach digital erfasst worden. Letztendlich sind
auch Hardware- und Softwarelösungen geschaffen worden,
die es erlaubten, große Mengen digitaler Bilddaten nutzbar
zu machen [1]. Somit wurde ein Grundstein für die Nutzung
dieser Daten zum Wohle der Patienten geschaffen.
Die Krankenversorgung wird immer komplexer,
insbesondere in Bezug auf die Versorgung von
onkologischen Patienten. Diese Komplexität ist
nicht abstrakter Natur, sondern manifestiert
sich in konkreter Weise:
Die Anzahl von diagnostischen Tests nimmt zu.
Getestet werden unter vielen anderen Markern
Tumor-DNA, Tumor-RNA, Keimbahn-DNA, Immun- Starke Zunahme von:
marker, frei zirkulierende DNA und die Methylierung Diagnostischen Tests
des Genoms. Subgruppen von Tumoren
Therapiemöglichkeiten
Patientinnen mit Tumoren können in viele Untergrup- Geschwindigkeit, mit der
pen mit unterschiedlicher Prognose eingeteilt werden. neue Erkenntnisse
Therapien orientieren sich jedoch nicht immer an der veröffentlicht werden
Prognose.
Die Anzahl der Therapien nimmt mit rasanter Ge- Die Herausforderungen, welche hiermit verbunden sind,
schwindigkeit zu. Dies trifft insbesondere für Thera- sind mannigfaltig. Zum Beispiel sind viele dieser Infor-
pien zu, die bei speziellen genomischen Alterationen mationen nicht mehr Bestandteil von Programm-Fortbil-
gegen genau diese Ziele wirken. dungen, sondern werden auf internationalen Kongressen
Die Geschwindigkeit, mit der medizinische Neue- vorgestellt und sind danach nur elektronisch verfügbar.
rungen publiziert werden, hat in den letzten Jahren Allerdings sind mit der Fülle der Informationen – oft auch
deutlich zugenommen. als „Big Data“ bezeichnet – große Chancen für die Kran-
kenversorgung verbunden. Die Integration der klinischen
Daten mit den Bilddaten und genomischen Daten könnte
ebenso ganz konkrete Vorteile für die Krankenversorgung
mit sich bringen.
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