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FORSCHUNG & WISSENSCHAFT
Ein Datenschatz von hoher
medizinischer Relevanz
Pankreaskarzinom
6 Jahre, 128 teilnehmende Kliniken und Praxen, über 1.850 prospektiv dokumentierte Patienten
– mit zunehmender Laufzeit des Tumorregisters Pankreaskarzinoms werden Auswertungen und
Analysen möglich, die die Perspektiven von Patienten in der Routinebehandlung beschreiben und
therapeutische Rückschlüsse zulassen.
Pankreaskarzinome sind hoch aggressive Tumore, die in Therapy received Potential
der Regel im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert
werden und für die betroffenen Patienten immer noch Lost-To-Follow-Up Death
eine sehr schlechte Prognose bedeuten: Weniger als die 100%
Hälfte der Patienten überlebt das erste Jahr nach der Dia-
gnose. Die Zulassung von nab-Paclitaxel in Kombination
mit Gemcitabin in 2014 sowie von nal-Irinotecan in 2016 80% 40%
haben die Therapieoptionen erweitert. Doch wie sieht 60%
die sequentielle Behandlung von Patienten außerhalb 60%
von klinischen Studien aus? Wie erfolgreich ist sie und 100% 7%
wie ist die Lebensqualität? 13%
40%
9%
Internationaler Leuchtturm – 18%
Best of Congress 20% 40%
13%
Diese und viele weitere Fragen untersucht seit 2014 das 0%
Tumorregister Pankreaskarzinom (TPK), an dem sich 128 First Second- Third-
Kliniken und Praxen aus ganz Deutschland beteiligen. line-treatment
Die Datenbank mit inzwischen über 1850 prospektiv
dokumentierten Patienten zählt zu den größten Daten- Abbildung 1:
sammlungen weltweit. Im Rahmen der parallellaufenden Anteil Patienten mit mehreren Therapielinien
Lebensqualitätserhebung PanLife wird der Fragebogen
EORTC PAN26 in Kooperation mit der EORTC an einer
deutschen Kohorte validiert. Zentrale Ergebnisse des TPK
sind inzwischen publiziert und wurden auf der DGHO Die Balance von Toxizitäten und Progression der Erkran-
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Jahrestagung 2019 in der Session „Best of Congress – kung bilden die zentrale Herausforderung, schon in der
Oncology“ vorgestellt. Erstlinientherapie: Mindestens 40% der Patienten ver-
sterben, ohne eine zweite Therapielinie erhalten zu kön-
Die Qual der (Therapie)Wahl nen (Abb. 1). Je jünger und fitter der Patient bei Therapie-
beginn, desto höher die Chance eine zweite Therapielinie
Die Daten zeigen, dass die Wahl der Erstlinientherapie zu erhalten. Die Lebensqualitätsdaten zeigen, dass die
maßgeblich durch Alter, Komorbidität und Allgemein- Kontrolle von Schmerzen zu den zentralen Themen in der
zustand beeinflusst wird: Besonders jüngere und fittere Supportivtherapie gehört.
Patienten werden mit der Kombinationstherapie FOL-
FIRINOX behandelt werden, während die Kombination In der zweiten Therapielinie ist ein Wandel im Verlauf
nab-Paclitaxel mit Gemcitabin eher bei älteren und des Projekts zu beobachten: Während vor 2016 Gemcita-
stärker durch Begleiterkrankungen belasteten Patienten bin-vorbehandelte Patienten nach einem Progress über-
eingesetzt wird. Patienten, die eine Gemcitabin-Mono- wiegend FOLFOX erhielten, hat sich inzwischen nal-Irino-
therapie erhalten, sind mit Abstand am ältesten und ein- tecan für dieses Kollektiv als weiterer Standard etabliert.
geschränktesten.
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