Page 9 - VISION 2 Machbarkeit von Klinischen Studien
P. 9

SCHWERPUNKT MACHBARKEIT VON KLINISCHEN STUDIEN

          Kann man alles in einen Topf werfen?

          In Basket-Studien werden  Patienten mit Krebserkran-
          kungen unterschiedlicher Lokalisation, deren Tumor die
          gleiche Mutation aufweist, „in einen Topf geworfen“. Dies
          bedeutet, dass  Patienten mit unterschiedlichen Tumor-
          entitäten, aber identischer genetischer Alteration, in       Neue Studiendesigns zielen
          einem  gemeinsamen  Studienprotokoll  mit  einer  zielge-
          richteten Therapie gegen diese genetische Alteration                 auf eine effektive und
          therapiert  werden.  Der  Studieneinschluss  erfolgt  also
          nicht aufgrund der Tumorhistologie, sondern der Tumor-         rasche Priorisierung neuer
          biologie. Der Patient kann aufgrund einer spezifischen                Wirkmechanismen ab
          Mutation, mit einem spezifischen Medikament behandelt
          werden

          Ist der Mutationstyp tatsächlich entschei-         Interessante Studienansätze bei iOMEDICO
          dender als die Tumorlokalisation?
                                                             Die BRAF-V600-Mutation ist nicht die einzige genetische
          Die erste sogenannte „Landmark Study“ wurde bereits   Aberration, bei der ein zielgerichteter Wirkstoff bei ver-
          2015 im New England Journal of Medicine publiziert.   schiedenen Tumorentitäten Erfolg versprechen könnte.
          Einer internationalen Arbeitsgruppe um Prof. Dr. David   Hierzu gehören auch u.a. die ROS1-Translokation, die eine
          M. Hyman vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center,   Therapie mit Crizotinib rechtfertigt, die HER2-Amplifika-
          New York, gelang es, 122 meist intensiv vorbehandelte   tion,  die einen Therapieversuch  mit Trastuzumab oder
          Patienten mit unterschiedlichen Tumorentitäten, u. a.   Lapatinib rechtfertigt, die RET-Translokation, bei der
          Bronchialkarzinom,  Kolonkarzinom,  Multiplem Myelom,   Sorafenib  oder  Cabozantinib  getestet  werden  könnten,
          Langerhans-Histiozytose, etc. und BRAF-V600E-Mutation,   und die MEK1- Mutation, bei der Trametinib eine mögli-
          im Rahmen einer klinischen Prüfung im Basket-Studien-   che Option darstellt.
          design einheitlich mit dem BRAF-Inhibitor Vemurafenib
          zu behandeln. Gute Ansprechraten von > 40 % wurden bei   Basket-Studien sind in der Planung, Durchführung und
          drei Tumorentitäten (Bronchialkarzinom, Erdheim-Ches-  Analyse hochanspruchsvoll und gleichzeitig wissen-
          ter-Erkrankung (seltener Blutkrebs), Langerhans Histiozy-  schaftlich und im Sinne der Patienten von hohem Inter-
          tose) beobachtet. Ende 2017 wurde daraufhin die Zulas-  esse. Sie können Patienten mit sonst infauster Prognose
          sung von Vemurafenib von der FDA für die Behandlung   eine wirksame Therapieoption mit gutem Ansprechen und
          von erwachsenen Patienten mit Erdheim-Chester-Krank-  verbesserter Lebensqualität ermöglichen. Bei iOMEDICO
          heit auf Basis der Daten von 22 Patienten aus der pivota-  ist die erste Basket-Studie in Entwicklung. Wir kommen
          len Basketstudie (Hyman et al, 2015) erweitert. Für diese   in Kürze auf Sie zu.
          Gruppe lag die Gesamtansprechrate bei 55.5 Prozent.
          Dies ist die erste Zulassung für diese seltene Erkrankung
          überhaupt.

          Attraktiv an dem Konzept der Basket-Studien ist generell,
          dass die Wirksamkeit der Prüfsubstanz gleichzeitig bei
          mehreren Krebsarten mit der entsprechenden genetischen
          Aberration untersucht werden kann, während traditionell
          für jede Entität eine eigene Studie notwendig wäre.





                                                                                         ONKORAT
                                                               Vortrag OnkoRat 2018                   2018
                                                               21. April 2018, Frankfurt a.M.

                                                               Neue Studienkonzepte zwischen
          REFERENZEN:                                          Real World und Clinical Trial
          1. Hunter DJ, et al: NEJM 2015;373:691-693           Dr. Sabine Busies, Dr. Karin Potthoff
          2. Hyman DM, et al. NEJM 2015;373:726-36


                                                                                                             9
   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13   14