Page 14 - VISION 6 Sonderausgabe OnkoRat

PRÄZISIONSONKOLOGIE & REAL WORLD DATA

Vor 16 Jahren gründete der BNHO das wissenschaftliche
Die Versorgungsstruktur Institut der niedergelassenen Hämatologen/Onkologen
verändert sich (WINHO). Dieses Institut liefert mit seinen Analysen
zur Demographie der Patientengruppen, der Diagnosen,
Bei vielen malignen Erkrankungen liegt der Altersmedian der therapeutischen Leistungen aber auch von Abrech-
bei Erstdiagnose jenseits des 60. Lebensjahres; darüber nungsdaten dem BNHO eine wertvolle Grundlage für die
hinaus kann die Therapie der meisten malignen Erkran- berufspolitischen Diskussionen mit kassenärztlichen Ver-
kungen entweder komplett oder überwiegend ambulant einigungen, Krankenkassen und den verschiedenen politi-
erfolgen. Dies führt dazu, dass in Deutschland heute etwa schen Entscheidungsebenen.
die Hälfte aller Tumorpatienten durch niedergelassene
Hämatologen/Onkologen diagnostiziert, therapiert und Zwischen Wissenschaft
nachbetreut werden.
und Politik

Bei der Erarbeitung von Therapieempfehlungen dürfen Die Grenzen zwischen Berufspolitik und Wissenschafts-
aber die Verlaufsdaten der in den Schwerpunktpraxen politik sind fließend geworden. Aufgrund der steigenden
behandelten Patienten nicht ignoriert werden. Insbeson- Komplexität onkologischer Therapien ist zunehmend
dere die Beurteilung von Langzeiteffekten und von Spät- die Fachkompetenz der BNHO-Mitglieder gefordert. Die
toxizitäten ist ohne das Datenmaterial der niedergelasse- rasante Entwicklung hochpreisiger immunmodulatori-
nen Hämatologen/Onkologen nicht möglich. scher oder sonstiger zielgerichteter Medikamente führt
außerdem bei den Kostenträgern zum Ruf nach einem
Auf welchem Wege, in welchem Umfang und verknüpft stärker regulierten Verordnungsverhalten. Die gesetzlich
mit welchen Fragestellungen können von den Praxen garantierte Therapiefreiheit droht, unter den Vorbehalt
Daten von Tumorpatienten erhoben werden? Wie kön- der Meldung von Patientendaten und Therapieverläufen
nen diese Daten einfließen in einen übergeordneten zu geraten. Im vor etwa einem Jahr in Kraft getretenen
Datensatz, der auch Informationen aus Kliniken und Gesetz zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung
Forschungseinrichtungen enthält? Wie können die (GSAV) sind bereits Verschreibung und Anwendung inno-
Erkenntnisse aus den Datenanalysen für Therapieemp- vativer Medikamente zwingend gekoppelt an die Meldung
fehlungen nutzbar gemacht werden? von patientenbezogenen Daten und Therapieverläufen.
Angedacht ist dafür die Einrichtung spezieller Register.

Vor 20 Jahren wurde der Berufsverband der niedergelasse-
nen Hämatologen und Onkologen in Deutschland (BNHO)
gegründet. In der Zwischenzeit umfasst der Verband rund
600 Kolleginnen und Kollegen, die meist in Gemein-
schaftspraxen oder fachübergreifenden Berufsausübungs-
gemeinschaften sowohl in städtischen Ballungsräumen
als auch in ländlichen Regionen die ambulante fachärzt-
liche Versorgung für Tumorpatienten sicherstellen. Einige
BNHO Mitglieder sind auch belegärztlich tätig und bilden
so eine Klammer zwischen ambulanter und stationärer
Medizin. Die berufspolitischen Belange, klassischer-
weise die Honorarpolitik aber auch die Ausgestaltung der
Berufsausübung, waren und sind Kernthemen des BNHO.

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