Page 12 - VISION 6 Sonderausgabe OnkoRat
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PRÄZISIONSONKOLOGIE & REAL WORLD DATA






            In der Routineversorgung werden zudem viele Patienten
            behandelt, die nicht studiengeeignet wären.           Zukünftige Interaktion zwischen Evidenzge-
                                                                  nerierung durch RWD und Leitlinien
            Durch die Möglichkeiten des technologischen Fort-
            schrittes  und der Digitalisierung  wird es in Zukunft
            möglich sein, dieses System eines „Proof-of-Concepts“   Neben diesem Gewinn für die Leitlinienentwick-
            von  Leitlinien  in  verschiedenen  Real  World  Datensät-  lung und -evaluation werden RWD aber auch
            zen anzuwenden, um Effekte von Leitlinien direkt in   im Erstellungsprozess der Leitlinien eine zuneh-
            der Versorgung zu messen und zu quantifizieren. Zu    mende Rolle spielen:
            den Datensätzen zählen elektronische Patientenakten,
            digitale Anwendungen, Beobachtungs- bzw. Kohorten-            Leitlinien erfüllen auch den Auftrag, einen beste-
            studien, Verordnungs- und insbesondere qualitätsge-      henden Forschungsbedarf bei Fehlen von Evidenz
            sicherte,  prospektive  Registerdaten.  Somit existiert   aus prospektiven Studien zu definieren. Hierbei
            neben den prospektiv-kontrollierten und randomisier-     können RWD auch zur Optimierung der Effizienz
            ten  Studien  eine  Evidenz  aus  dem  Versorgungsalltag,   von klinischen Studien genutzt werden, zum Bei-
            die zunehmend nutzbarer sein wird. Insbesondere die      spiel, um Hypothesen zu generieren oder geeig-
            Aggregation verschiedener Datensätze.
                                                                     nete Biomarker zu identifizieren.
                                                                      Außerdem können RWD die Grundlage für
                                                                    Studienentwicklungen bilden,  bspw.  um Ein  -und
                                                                    Ausschlusskriterien für Studienpopulation festzu-
                                                                    legen oder die geographische Verteilung möglicher
                                                                    Studien-Kohorten zu beschreiben. Dieser Bedarf
                                                                    kann dann in Leitlinien klar aufgezeigt werden.


                                                                      Feedback aus RWD und dem Versorgungsalltag zei-
                                                                    gen den Experten und damit Leitlinienautoren auf,
                                                                    an welchen Stellen möglicherweise Leitlinien nicht
                                                                    umgesetzt werden (können). Diese Informationen
                                                                    und Kenntnisse sind für Leitlinienaktualisierungen
                                                                    wichtig, um Versorgungsdefizite perspektivisch
                                                                    anzugehen.






                                    Evidenz aus RWD muss sehr komplexe methodische Adjustierungs-
                                    vorgänge unterlaufen, bevor diese in den Leitlinienprozess und die
                                    -evaluation eingebracht werden kann. Auch wenn die Güte prospekti-
                                    ver Studien nicht erreicht werden kann, sind qualitätsgesicherte RWD
                                    ein wichtiger Baustein, der gerade im Rahmen der Digitalisierung
                                    im Kontext von Leitlinien zunehmend an Bedeutung gewinnen wird.
                                    Evaluationen von Leitlinienempfehlungen in RWD sind zudem die
                                    Grundlage von Aktualisierungen der Leitlinien, somit werden RWD ein
                                    wichtiger Baustein der zukünftigen „living guidelines“ sein.














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